Un’incontro virtuale con Igiaba Scego – eine virtuelle Begegnung mit Igiaba Scego

Favoloso war das Wort, das sie in unserem einstündigen Interview am 14. April am häufigsten gesagt hat: fabelhaft, großartig, toll! Dabei ging es nicht nur um die Kurzgeschichte „Dismatria“, die als Sternchenthema unseren Unterricht im fünfstündigen Italienischkurs in den letzten Wochen bestimmt hat. Es ging auch um Rassismus, Sexismus, um Migration und Klimawandel – und um Afrika, wo italienischer Kolonialismus früher und land grabbing heute Unrecht und großen Schaden bedeuten. Alles ordentliche mattoni, wie man auf Italienisch sagt: Backsteine, schwere Kost also.

Umso erstaunlicher war es zu erleben, wie Signora Scego sehr klar und deutlich in schönstem Italienisch ihre Perspektiven als engagierte Bürgerin und erfolgreiche Schriftstellerin dargelegt hat, ohne dabei die Fragen der Schülerinnen und Schüler aus den Augen zu verlieren.

Über „Dismatria“, diese sprachlich so präzise und mit viel Ironie geschriebene Erzählung einer jungen Frau, die sich zwei Kulturen zugehörig fühlt, haben wir eine Menge Interessantes erfahren. Etwa, dass selbst erlebter Rassismus für die Autorin zwar der wichtigste Motor für das Schreiben war, sie die Kurzgeschichte dennoch als racconto d‘invenzione und weniger als racconto autobiografico verstanden wissen möchte.

Partire o restare? ist eine der zentralen Fragen, mit der die Identitätssuche der Hauptfigur befasst ist. So sind „Koffer“ und „Schrank“ in der Erzählung Metaphern, einerseits für den Aufbruch und das Träumen von der Ferne, andererseits für die Wurzeln und den Wunsch sesshaft zu werden. Wirklich spannend war auch ihre Enthüllung des Geheimnisses der drag queen Angelique, die so, wie sie in der Erzählung beschrieben wird, nach heutigem Sprachstandard wohl eher als transgender bezeichnet werden müsste. Diese Ungenauigkeit fällt aufgeklärten Schülerinnen 15 Jahre nach der Entstehung von „Dismatria“ auf. Beim Thema sexuelle Identität und den dazugehörigen Bezeichnungen hat sich in den letzten Jahren offenbar viel getan. Wir erfahren auf diese Weise, dass es sich bei Angelique um die Huldigung einer literarischen Figur Pier Paolo Pasolinis handelt, die die Autorin in diese Erzählung als omaggio letterario aufgenommen hat.

Auf die Frage, was sie jungen Menschen angesichts von rassistischen oder sexistischen Episoden im Alltag zu tun empfiehlt, schlägt sie unumwunden vor verbal zu reagieren, sich zu äußern – Respekt sei schließlich die Grundlage für alles.

Zu guter Letzt möchte ich aus guten Gründen eine Äußerung hier nicht auslassen:

Studiare è ciò che più di ogni altra cosa permette di fare un salto di qualità nella vita. Mehr als alles andere im Leben bietet das Lernen (und Studieren) die Möglichkeit sein Leben auf eine andere Qualitätsstufe zu heben.

Unglaublich interessant und kurzweilig war diese Begegnung - grazie infinite per questa occasione unica, Signora Scego – è stata davvero favolosa!

Autor: J. Bruno

Zurück